Start der Internationalen Klasse


In dieser neuen Klasse an der Freien Waldorfschule Graz lernen 16 jugendliche Flüchtlinge mit Kunst und kunstdurchtränktem Sprachunterricht vor allem Deutsch und Soziales. Das Ziel ist eine nicht nur intellektuelle Bildung, sondern auch eine emotionale Verankerung, die Beheimatung und Ankommen in sich selbst und in unserer Gesellschaft nachhaltig möglich macht. Das Zusammen-Lernen und -Leben mit österreichischen Paten, Schüler/innen, Eltern, Waldorfpädagog/inn/en erschließt wertvolle Beziehungsräume für alle Beteiligten. Ganz bewusst nennen wir diese pädagogische Initiative nun Internationale Klasse - sie tritt als neue Klasse zu den 12 bestehenden Klassen der Freien Waldorfschule Graz hinzu und soll in Zukunft Jugendlichen jeder Nationalität offen stehen, die aus welchen Gründen immer einen Nachholbedarf an Deutschkenntnissen und Allgemeinbildung haben. Die unermüdlichen pädagogischen Initiatoren dieser Initiative (sie haben das Ziel seit Beginn des Jahres 2015 konsequent verfolgt und sind übrigens auch regelmäßig in der Pädagogenfortbildung in SEKEM tätig!) haben folgenden berührenden Beitrag über den Schulstart verfasst:

Sie hat am 5. September 2016 begonnen,
die „Internationale Klasse“ (IK) an der Freien Waldorfschule Graz!

Viele Menschen sind am Aufbau beteiligt, den Sommer hindurch steigerten sich die Vorbereitungen. Das zukünftige Kollegium der IK segelte auf bewegtem Wasser und fand erst im letzten Augenblick seine Gründungsform. Die Finanzen waren zwar durch hohe persönliche Opferbereitschaft vorab gesichert, ähnlich wurde auch durch unseren rührigen Finanzverantwortlichen vom Land ein Förderungsversprechen eingebracht. Ein Raum in der Schule war uns zwar zugesagt, ob und wann wir in den entstehenden Neubau einziehen, inzwischen in einer Werkstatt oder in einer Abteilung des Festsaals sein würden, blieb bis zuletzt in der Schwebe.
Wie kam es, dass die IK nun im Zentrum der Schule und in einem hellen Raum mit Blick auf die Schaukel und den oberen Schulhof ihre Heimat gefunden hat?
Auf einmal am vorletzten Tag, setzte sich die Musik samt Klavier in Bewegung, übersiedelte in den Festsaal und wird dann wohl den Neubau inmitten der Steinsetzungen ausfüllen und durchklingen. Ja, und der Stundenplan? Der allgemeine Plan für Handwerk und Kunst stand zu Schulbeginn, wie alle Jahre, noch nicht ganz fest. Wie sollte sich da die IK einfügen? Schließlich begannen wir mit Korbflechten, und der Unterricht ist eine Freude! Die Jungen können   Sinnvolles gestalten, und noch viele andere Erfahrungsfelder liegen vor ihnen.
Dann der Sport! Im Verlaufe einer Führung durch das Schulgelände kamen wir zum Turnsaal und stiegen mit den Burschen auf die Galerie, von wo man einen beeindruckenden Blick auf den Saal hat. Wohl alle waren sprachlos, sahen sie doch erstmals  einen solchen Tempel der Bewegung. „Wir auch?“ war die unausgesprochene Frage. Der Turnsaal ist fast immer besetzt, doch wir hatten Glück und fanden einen freien Zeitraum, sozusagen als Wochenabschluss am Freitag. Außerdem wird ein Lehrer mit einer Gruppe der IK am Sportplatz ordentlich und professionell Fußball trainieren.
Der Unterricht beginnt mit dem Morgenspruch, wie alle Schüler ihn an der Waldorfschule sprechen. Es folgt eine halbe Stunde Singen im Festsaal, begleitet von den vollen Klängen des roten Klaviers. Im Bad dieser Seelennahrung fügen sich die Stimmen in die noch fremde Melodik, und bald wird die IK eine tragende Stimme im Chor mit anderen Klassen sein. Es geht zurück in die Klasse zum Deutschunterricht, der durch die große Pause unterbrochen wird, sodass die Neulinge mit allen anderen Schülern zusammen sein können. Noch sitzen oder stehen sie in Grüppchen beisammen und beobachten das Treiben am Schulhof. Da sind Ideen gefragt! Am Ende des Vormittags gibt es täglich noch kurze Impulse in Englisch und Mathematik.
Nach Waldorfbegriffen nicht besonders erstaunlich, hat sich Unmögliches zu einem glücklichen Anfang gefügt, und den Empfang der IK am ersten Schultag im Festsaal hat sich wohl keiner der Schüler träumen lassen. Sie hatten sich  für ihren ersten Auftritt vor der Schulgemeinschaft etwas ausgedacht und rollten auf langem Papier ihre Fluchtroute von Afghanistan und Afrika bis nach Österreich auf. Jeder Einzelne trat vor und sprach sein „Ich bin . . .“ und nannte seinen Namen. Dann bekam jeder von ihnen eine leuchtende Sonnenblume überreicht – der Erste meinte, sie sei für alle gedacht und gab sie gleich weiter.  „Freude schöner Götterfunken“ klang aus den Kehlen aller anwesenden   SchülerInnen und LehrerInnen als Abschluss dieser Feier. Alle wurden bejubelt, und als die Klasse abtrat, war das Klatschen nicht genug, die Füße stampften mit. In dieser Stimmung des Getragenseins begann der Unterricht im schönen, neuen Klassenraum, zuerst noch mit der Vorstellung des Kollegiums: Klassenlehrer und Mentoren, Sozialbetreuer, Begleitlehrer, Kunst- und Handwerkslehrer. Alle waren – soweit abkömmlich – persönlich gekommen.

Nun haben wir die erste Woche hinter uns und gehen mit reichen Erfahrungen für die weitere Gestaltung des Projekts ins Wochenende. Unterschätzt haben wir, was noch für die zeitgerechte und richtige Ernährung der Schüler getan werden muss. Zwölf von ihnen kommen aus Deutschfeistritz und haben eine lange Anreise, teils zu Fuß, dann mit Öffis zu bewältigen. Sie stehen spätestens um 6 Uhr Früh auf, fürs Frühstück ist es ihnen noch zu früh und es fehlt auch die Zeit, um es vorzubereiten. Sie machen sich nüchtern auf den Weg. Wir sind fürs Erste in der großen Pause mit Kornspitz und Apfel eingesprungen, aber das reichte nicht bis Schulende um 13:45 Uhr. In Zukunft werden sie bei ihrer Ankunft am Morgen von uns Obst, Fruchtsaft oder Tee sowie in der großen Pause einen Brunch  (Kebab o.ä.) bekommen. Nach der Schule haben sie dann die Möglichkeit, in der Schulküche – zu gestütztem Preis – zu essen, wenn sie das wollen.

Für die Betreuung und Versorgung brauchen wir Hilfe:

  • Fahrräder, die – wenn nötig – in der Schulwerkstatt repariert werden können.
  • Spenden von Obst, Fruchtsäften u.ä.
  • Geldspenden für Lebensmittel, die von Flüchtlingsfrauen aus der nahen Umgebung für die Jause/Brunch verarbeitet werden.
  • Weiters Geldspenden für das gestützte Mittagessen.

                                    Susanna & Volker Mastalier

 

SEKEM-Österreich wird alles tun, um die wirtschaftliche Absicherung dieses großartigen Projekts sicherzustellen. Dazu brauchen wir weiterhin die Unterstützung der Mitglieder und Freunde von SEKEM und von SEKEM-Österreich, denn mit den von der öffentlichen Hand in Aussicht gestellten (und noch dazu noch gar nicht fix zugesagten) Förderungen allein werden wir den reichhaltigen Unterricht mit den zahlreichen künstlerischen und praktischen Fächern, die integrierender Bestandteil des Konzepts sind, nicht finanzieren können.


Nutzen Sie daher bitte unser Spendenkonto:
Bank für Kärnten und Steiermark
Kto:181000341
IBAN: AT171700000181000341
BIC: BFKKAT2K


Zusätzlich zu dieser Spendenmöglichkeit haben wir auch die derzeit sehr aktuelle Form des Crowdfundings gestartet, um damit einen weiteren Kreis ansprechen zu können. Dieses Finanzierungsmodell finden Sie hier:
http://www.respekt.net/de/projekte-unterstuetzen/details/projekt/1334#.V87pBeea8ms.facebook
Bei beiden Varianten sind Ihre Spenden in vollem Umfange steuerlich absetzbar. Die steuerliche Absetzbarkeit wird ab 2017 zwar weiterhin gegeben sein - sie wird allerdings administrativ schwieriger. Wie genau das aussehen wird, ist vom Finanzministerium noch nicht endgültig verordnet.
Wenn Sie also spenden wollen und können, dann tun Sie dies bitte noch im Jahre 2016 - Sie ersparen damit Ihnen und uns administrativen Aufwand - danke!

Und freuen Sie sich an der vielfältigen Fotodokumentation der ersten Tage unserer neuen Internationalen Klasse:

Foto01

das Anklicken des ersten Fotos öffnet die Galerie.