Wie geht es der Internationalen Klasse?

Ein Zwischenbericht

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SEKEM-Österreich hat den Klassenlehrer der Internationalen Klasse gebeten, nach der Schilderung des Starts in das Schuljahr 2019/20 - siehe dazu den Beitrag vom September - nun einen ersten Zwischenbericht zu geben, damit wir ein gutes  inhaltliches Bild der Alltagssituation im Unterricht bekommen. Hier ist sein Bericht:

Schon über zwei Monate läuft das neue Schuljahr der Internationalen Klasse an der Freien Waldorfschule Graz. Es ist nicht nur ein neues Schuljahr - auch die Klasse hat sich neu zusammengesetzt. Ein Großteil der Schüler aus dem letzten Jahr ist weiterhin in der Klasse, aber auch viele neue Gesichter haben sich dazu gefunden. Stimmung und soziales  Klima innerhalb der Klasse und der Schule sind sehr  gut.
Wir beginnen den Unterrichtstag immer mit einem gemeinsamen Frühstück. Dabei setzen wir uns zusammen - Tee wird eingeschenkt, es gibt Semmeln oder Striezel, Butter und Marmelade machen die Runde und wir sprechen über kleine und große Ereignisse des Vortages. So kommen die Schüler zu einer ersten stärkenden Mahlzeit und sie erleben gleichzeitig die Klasse als einen Gemeinschaftsraum, in dem sie willkommen sind. Durch das gemeinsame Essen, Teilen, das Bedienen und Bedientwerden, wird auch das Gemeinschaftsgefühl der ganzen Klasse unterstützt.  Der Schultag kann so immer auf einer angenehmen Grundstimmung aufbauen und beginnen.
Im Hauptunterricht fand bisher eine längere Deutsch-Epoche statt. Ich konnte mir so ein gutes Bild über die Deutschkenntnisse der einzelnen Schüler machen, wodurch sich dann mit den ehrenamtlichen Helferinnen ein differenzierter Deutschunterricht organisieren lässt. Die Unterteilung in Gruppen ist uns ein wichtiges Anliegen, sodass alle Schüler nach ihren Fähigkeiten individuell gefördert werden können. Dank der lieben Helferinnen, die sich ehrenamtlich sehr für die Klasse engagieren, kann diese Art des Unterrichts, bei der man auf die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Schülers achtet, gut funktionieren!
Auch eine dreiwöchige Geschichte-Epoche hielt ich bereits im Hauptunterricht. Die Themen waren die Vor- und Frühgeschichte bis zu den frühen Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten. Das Interesse und die Mitarbeit der Schüler bei diesen Inhalten waren besonders groß. Den Abschluss dieser Epoche bildete der gemeinsame Ausflug in das Archäologische Museum im Eggenberger Schlosspark, wo die Schüler Zeugnisse der Jungsteinzeit und der Antike bestaunten.

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Neben dem Unterricht in der Klasse waren  für mich vor allem  Erlebnisse außerhalb des Klassenraumes besonders schön. So waren die Exkursion ins Museum und auch das Michaelifest wunderbare gemeinschaftliche Erfahrungen. Beim Michaelifest Ende September hatte die Klasse einen eigenen Stand und für die Schüler der Waldorfschule kleine Geschicklichkeitsrätsel vorbereitet, die gerne ausprobiert wurden. Außerdem gab es eine Mutprobe, bei der man sich mit verbundenen Augen von einem Schüler der Internationalen Klasse durch das Schulgelände führen lassen konnte. Es gab viele mutige Schüler und Schülerinnen, die sich dieser Herausforderung sehr gerne stellten.

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Eine ganz besondere und belastende Herausforderung, die die internationalen Schüler zu bewältigen haben, sind die Verfahren und die Entscheidung über ihren Asylstatus. Kein Schüler der Internationalen Klasse weiß, wie sein Bescheid ausfallen wird. Alle warten entweder auf einen Termin zur zweiten Verhandlung oder auf das Ergebnis dieser entscheidenden Verhandlung. Wenn negative Meldungen eintreffen, ist die ganze Klasse merklich davon betroffen. So mussten wir bereits drei Schüler mit negativem Bescheid verabschieden. Es ist danach immer eine herausfordernde Aufgabe, die Moral in der Klasse wieder aufzurichten.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Ein Schüler erhielt tatsächlich einen positiven Asylbescheid, gleich im Anschluss bestand er auch die B1-Sprachprüfung - und überdies fand er auch schon eine Lehrstelle. Es ist eine seltene, aber sehr erfreuliche Nachricht, die die Unterrichtsarbeit in der Klasse fördert und positiv unterstützt.
Die Schüler freuen sich derzeit schon sehr auf das anstehende Fußballturnier an der Waldorfschule, bei dem sie wieder eine Mannschaft stellen werden. Auch ein Team mit ehemaligen internationalen Schülern wird antreten. Es ist für mich ein tolles Zeichen der Verbundenheit mit der Schule, wenn bereits abgeschlossene und ausgetretene Schüler wieder an die Schule zurückkehren. Solche Besuche finden übrigens auch ohne Anlass immer wieder statt, was natürlich sehr schön und für alle motivierend ist.
Auch beim Waldorf-Bazar am 22. und 23. November wird die Internationale Klasse dabei sein und einen eigenen Stand betreuen. Die Klasse kann sich so sichtbar als Teil einer großen Schulgemeinschaft präsentieren, in der sie sich herzlich aufgenommen und sehr wohl fühlt.

 

Andreas Kräuter

 

Dieses sehr erfreuliche pädagogische und soziale Bild wird nach wie vor von ernsten finanziellen Sorgen getrübt. Trotz unserer Anträge haben wir bisher keine finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand bekommen! Wir haben daher neuerlich eine öffentliche Crowdfunding-Aktion gestartet, um zumindest das erste Semester finanziell zu sichern. Wir können schon sehr herzlich für die ersten Spenden danken und wenden uns vertrauensvoll neuerlich an Sie alle mit folgenden Bitten:
1) Wenn möglich aktive Beteiligung an der Crowdfunding-Aktion - hier kann sofort  online gespendet werden:
https://www.respekt.net/projekte-unterstuetzen/details/projekt/1936/

 

2) Wer nicht online spenden will, kann Spenden auch hier einzahlen:
Empfänger:  Respekt.net GmbH bei Raiffeisen-Landesbank NÖ/Wien
IBAN: AT60 3200 0001 1104 3536, BIC: RLNWATWW; Verwendungszweck: Internationale Klasse, Projekt Nr.1936 sowie eigene E-Mail-Adresse

 

3) Natürlich sind auch nach wie vor Spenden direkt auf unser Vereinskonto möglich:
SEKEM-Österreich; Bank für Kärnten und Steiermark,
IBAN: AT17 1700 0001 8100 0341; BIC: BFKKAT2K ;  Zweck: Internationale Klasse
 
Welche Form Sie auch immer wählen, Ihre Spende ist steuerlich absetzbar - damit trägt dann übrigens auch der Staat indirekt dazu bei, dass wir unsere menschenrechtlich verpflichtende Aufgabe erfüllen können!
Eine große Hilfe bedeutet es natürlich auch, wenn Sie Menschen oder Institutionen in Ihrem Umfeld auf unser Anliegen aufmerksam machen und direkt zu Spenden einladen - wir sind nach wie vor optimistisch, dass wir auch im vierten Jahr des Bestehens die Finanzierung mit der Hilfe vieler schaffen werden. Es ist ein Projekt, das von Fachleuten gelobt wird und für das uns vom Integrationsreferat der Stadt Graz und der Industriellenvereinigung Graz  mit dem Teacher's Award zu den herausragenden pädagogischen Leistungen in der Kategorie 'Individualität - Umgang mit Vielfalt' ausdrücklich gratuliert wurde.

 

November 2019